5.6.3 Der Backstall
Irgendwann, spätestens dann, wenn er bei wenig Wind vermehrt auftritt, muss der Backstall eingeführt werden. Man kann ihn so formulieren:
Textfeld 17 |
In Abhängigkeit von der Geschwindigkeit der den Kite anströmenden Luftmasse passiert es, dass bei starkem Ziehen der Bar und dem damit verbundenen höheren Neigungsgrades des Kites, die Luftbewegung auf der oberen Flügelseite durch Verwirbelung und Reibungsverlust zum Erliegen kommt – man Spricht von einem Strömungsabriss, es entstand eine Art Windschatten auf der Flügeloberseite. Da ein Kite nur so lange als Flügel funktioniert, so lange er ober- und unterhalb von Wind umspült wird, ist somit eine Situation herbeigeführt, wo der Kite nicht mehr gemäß seinen Eigenschaften als Flügel reagiert. Wieder seiner ursprünglichen Natur, in den Wind zu fliegen, beginnt er rückwärts Richtung Powerzone zu stürzen (der Wind schiebt sozusagen den Kite vor sich her).
Abbildung 23 |
Am deutlichsten kann man dies machen, wenn der Kite auf 12 Uhr steht. Reicht hierbei das Heranziehen der Bar nicht aus (Adjuster natürlich „komplett gepowert“ = nicht gezogen) langt man mit beiden Händen in die Steuerleinen um für einen ausreichend extremen Anstellwinkel zu sorgen. Der Schüler kann nun den Vorgang des Rückwärtsfliegens beobachten und erkennt, dass durch aktives Strecken der Arme, der Kite wieder seine normalen Flügeleigenschaften erlangt (Wenn man den Kite sozusagen durch Verlängern der Steuerleinen wieder Luft gibt, kehrt er abermals seine Bewegungsrichtung um und beschleunigt wie gewohnt Richtung Windfensterrand).
In geeignetem Revier (Stehrevier) kann man den Schüler diesen Vorgang selber üben lassen. Aus dem Vorgang lässt sich sogar eine Form des Bodydrags gestalten. Zieht der Schüler, nachdem der Kite seinen Flug Richtung Windfenster gestartet hat, erneut an der Bar, wird er nach vorne beschleunigt (siehe auch Überschrift Backstallbodydrag – Flugverhalten bei wenig Wind)
Dem Schüler sollte spätestens jetzt klarwerden:
Textfeld 18 |
Der Startmoment des Trainerkites ist ein ideales Beispiel, dies zu verdeutlichen. Hierbei wird der Kite aus der Powerzone gestartet. In dem Moment, in welchen der Starthelfer den Kite loslässt, ist die Zugkraft des Kites, trotz maximaler Flächenorientierung zum Wind, noch überschaubar. Im nächsten Moment, Millisekunden später, wenn der Kite „losgeschossen“ ist, verändert sich dies gewaltig – selbst der kleine Trainerkite reißt einen bei etwas mehr Wind nahezu um. Der Kraftzuwachs, sobald der Kite seinen Flug beginnt und beschleunigt, ist enorm, dies liegt am quadratischen Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und der Zugkraft.
Um das typische Bild eines bis zu Ende geführten Backstalls zu zeigen, kann man im Wasser den Kite komplett abstürzen lassen. Es ergibt sich immer dasselbe einprägende Bild: kurz vor der Wasseroberfläche knickt der Schirm kurz ein, bevor er sich mit der Fronttube nach unten dreht und auf das Wasser fällt. Der Kite liegt nun in der Powerzone bereit für den Relaunch.